DATE: 6. Februar 2016
TIME: 20:00
LOCATION: Kammerspiele der Josefstadt, Rotenturmstraße 20, 1010 Wien, Österreich
Blue Moon – Eine Hommage an Billie Holiday 6. Februar 2016

Regie: Torsten Fischer
Bühnenbild und Kostüme: Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillopoulos
Musikalische Leitung: Christian Frank
Klavier: Christian Frank
Klarinette, Saxophon, Flöte: Herbert Berger
Kontrabass: Andy Mayerl
Schlagzeug: Klaus Pérez-Salado

Mit Sona MacDonald und Nikolaus Okonkwo

Billie Holidays Name steht für Jazz. Die Biografie dieser außergewöhnlichen Sängerin scheint eine Erfüllung nahezu aller Klischees zu sein, denn sie verkörpert schlichtweg die ideale, tragische Heldin: vom ganz großen Glück bis hin zur absoluten Ausweglosigkeit findet sich alles in ihr vereint.

Jeder muss er selbst sein. Man kann nicht einfach jemanden kopieren, um etwas zu erreichen. Wenn man kopiert, dann bedeutet das nur, dass man ohne wirkliches Feeling arbeitet. Und ohne Feeling kommst du niemals weiter, egal, was du auch machst.
Billie Holiday

Eines Tages, als die Miete wieder mal überfällig war, ging ich die Seventh Avenue runter und fragte in jedem Lokal nach Arbeit. Damals war das die Straße der Jazzlokale und des Jazz überhaupt. Überall war etwas los in den Restaurants und den Cafés, den normalen oder denen, die die ganze Nacht aufhatten.

Als ich schließlich bei Pod’s and Jerry’s landete, war ich verzweifelt. Ich ging rein und verlangte den Chef. Ich sagte ihm, dass ich Tänzerin wäre, und es hier mal versuchen wollte. Ich kannte damals genau zwei Schritte: Den normalen und den Wechselschritt. Jerry schickte mich rüber zu dem Pianisten und ließ mich etwas vortanzen. Es war eine peinliche Angelegenheit. Ich machte immer und immer wieder meine zwei Schritte, bis Jerry mich schließlich anbrüllte und sagte, ich solle aufhören seine Zeit zu vergeuden.
Er war drauf und dran mich rauszuschmeißen, doch der Pianist hatte Mitleid mit mir. Er drückte seine Zigarette aus, sah mich an und sagte: „Hör mal, Mädchen, kannst du nicht vielleicht singen?“ „Natürlich kann ich singen“, antwortete ich, „aber für was soll das schon gut sein?“ Ich hatte mein ganzes Leben lang gesungen und immer so einen Spaß dabei gehabt, dass ich nie auf den Gedanken gekommen war, damit Geld zu verdienen. Ich sagte ihm, er solle „Trav’lin’ All Alone“ spielen. Ein Lied, das genau ausdrückte, wie ich mich in diesem Augenblick fühlte. Irgendwas von dem, was ich sang, musste auch auf das Publikum übergesprungen sein, denn die Kneipe wurde plötzlich mucksmäuschenstill. Hätte jemand auch nur eine Nadel fallen lassen, es hätte sich wie eine Bombe angehört. Als ich zu Ende gesungen hatte, heulte jeder im Lokal in sein Bier, und ich sammelte achtunddreißig Dollar vom Boden auf.
Billie Holiday, Lady sings the blues

2024 © Klaus Pérez-Salado